Es war einmal ein Rollwagen...
der wurde von seinen Besitzern unter einer Rampe zurückgelassen! Dort verwahrloste er der Witterung und dem berühmt-berüchtigten Stuttgarter Feinstaub ausgesetzt. Einsam und verlassen verschmutzte und verrostete er vor sich hin... :(
Bis ich eines schönen Tages im zur Rampe zugehörigem Depot zum Arbeiten erschien und mir der Rollwagen sofort ins Auge fiel! Love at first sight! Stylisch industriell, massiv, aber klein, praktisch mit Rollen und zwei Etagen, gebraucht - sehr brauchbar! Tagelang hab ich gezögert und überlegt, ob die Mühe einer Haben-Anfrage lohnt, da ich mir 99%ig sicher war, dass ich keine positive Antwort bekommen würde. Und dann hab ich es schließlich doch getan, WEIL DAS WÄGELCHEN EINFACH ZU SCHÖN WAR! Ich habe die fürs Depot zuständige Kollegin angemailt. Ein Foto vom Rollwagen mitgeschickt, ihr meine Liebe fürs - scheinbar ja ungenutzte?! - Objekt dargelegt und ganz zaghaft angefragt, ob es eventuell abzugeben sei bzw. die Kollegin wisse, wem das Wägelchen gehöre und falls ja mir dessen Namen verraten würde, auf dass ich denjenigen kontaktieren könne?!
...
Wegen Urlaubsabwesenheit musste ich zwei Wochen auf eine Antwort warten. Doch dann war da plötzlich die mit negativer Vorahnung erwartete Email. Und beim Lesen haben meine Augen angefangen zu glitzern und meine Mundwinkel sich gen meiner Ohren verzogen! Die Kollegin hatte sich - unglaublich lieb! - bereits bei den Besitzern des Rollwagens erkundigt und freute sich mir mitteilen zu können, dass ich den Rollwagen gerne haben dürfte!
Ungläubiges Staunen :o?
Dann Jubel :)!
... Dann die Frage: wie krieg ich das sperrige schwere Ding nach Hause? Schafft Tüttüt (mein Auto) das? Mein Mann (damals noch) und ich entschieden es sei einen Versuch wert. Und ich packte für den nächsten Tag Malerfolien und einen Handfeger ein. Mein Mann sollte mich abends nach der Arbeit am Depot abholen.
Ich stand also pünktlich zum regen Feierabendverkehrstreiben vor dem Depot im Industriegebiet mit meinem Rollwagen an der Straße... wegen des heißen Wetters in hochgekrempelter Hose und Tanktop. Zwecks Gesundheitsschutz mit Atemmaske und Handschuhen bewaffnet hab ich mir mit dem Abfegen des gröbsten Schmutzes von den Brettern und den Rollen des Wagens die Wartezeit vertrieben...und damit des ein oder anderen passierenden Fahrzeugführers Aufmerksamkeit erregt!
Ein schicker Mercedes fuhr einmal vorbei, ... dann ein zweites Mal. ... Beim dritten Mal fuhr er nicht mehr vorbei sondern an den Rand und parkte - ganz unauffällig - keine 5Meter weiter auf dem Bürgersteig. Ein Mann mittleren Alters in der Eleganz seines Autos nicht entsprechendem Anzug stieg aus und zündete sich - ganz nonchalant - eine Zigarette an. Gerade als Mr. Mercedes Anstalten machte rüberzuschlendern, hielt ein weiteres Auto. Diesmal stieg ein Mann Ende 30 in mit zum wenig teuren Wagen passenden verschwitzten Arbeitsklamotten aus und rief "Salut chéri!". Mein Mann - genau im richtigen (?!) Moment! ;) Mr. Mercedes durfte zugucken, wie wir Tüttüts Rückbank umgeklappt, den Kofferraum mit Folie ausgelegt und den Rollwagen kopfüber in unseren kleinen alten Nissan Micra gehievt haben. Dann der Test: geht der Kofferraum noch zu? Ja! Das kleine japanische Spielzeugauto kann Dinge, da staunt die große deutsche Limousine... hihi!
Zu unserer Sicherheit hab ich die äußeren Anschnallgurte von den Rücksitzen um die hinteren Rollen des Rollwagens gewickelt und zum Schutz der Heckscheibe Folien und
Stofftasche um die vorderen. So sind wir alle 4 wohlbehalten zu Hause angekommen. Und die Aufarbeitung des armen heimatlosen Rollwagens in meiner open-air-Werkstatt (alias unser
Multifunktions-Parkplatz!) konnte beginnen. :)