Im Herbst dann mal ein kleiner Auftrag. Viel Arbeit, viel Spaß und auch ein bisschen Geld. :)
Eine Kundin wollte ihren 50er-Jahre Stuhl überarbeiten lassen. Ich sollte den abgewetzten Bezug erneuern.
Ein erstes Mal für mich und entsprechend aufregend. Schließlich ist das Polstern und Beziehen von Möbeln nicht umsonst ein eigener Beruf. Es gibt spezielle Techniken (die ich bisher höchstens mal ausprobiert, häufiger nur mal gesehen habe), spezielle Geräte (die ich alle nicht habe) und sehr viele Dinge zu beachten und bedenken! Bei diesem Stuhl musste "nur" ein neuer Bezugsstoff über dem alten aufgebracht werden, aber die Polster saßen recht stramm im Holzgestell des Stuhls und es war fraglich, ob sie mit einer weiteren Lage Stoff überhaupt noch hinein passen oder auf das Gestell zuviel Druck ausüben würden.Und dann muss alles natürlich auch ordentlich aussehen, d.h. Saumumschläge dürfen sich nicht an den falschen Stellen abzeichnen, der Stoff muss gleichmäßig über das Polster gespannt und an gegenüberliegenden Kanten identisch fixiert, Nähte mit den Ecken und Kanten des Gestelles übereinstimmend gesetzt werden...Also 1x Trockenlauf, 2x denken, 3x zögern, 4x nachmessen... dann drüber schlafen. Am nächsten Tag nochmal von vorne anfangen und dann mit Herzklopfen den Stoff zer-/zuschneiden und beten, dass man alles richtig macht, denn der Stoff ist natürlich aus Kostengründen knapp bemessen. Verschneiden wäre fatal.
Der Stuhl übrigens ein Überbleibsel einer Sitzgarnitur der Großeltern der Kundin. Die waren als Kriegsflüchtlinge von Jugoslawien über Österreich nach Deutschland gekommen. Interessanter Weise habe ich beim Öffnen des Sitzpolsters im Innern ein altes Etikett der Österreichischen Firma "Elefant" gefunden und von einem netten Mitarbeiter derselben auf Anfrage hin die freundliche Auskunft erhalten, dass nicht nur das Polster, sondern der gesamte Stuhl "sehr wahrscheinlich [...] aus der Zeit irgendwo zwischen 1938 und 1965 von uns stammt". Hui! :)